
Ein Luftballon um 4 Uhr früh

Ich sitze auf der Couch und lasse meine Augenringe lässig an mir herunterbaumeln wie zwei modische Accessoires. Das Baby hat in der letzten Nacht das Konzept 'Schlaf' für überbewertet befunden.
Um vier Uhr früh überlege ich, ob es dem Babysohn eventuell nach einer frischen Windel gelüsten könnte, wenn ihm schon sonst nix recht ist. Klettere also mit dem Zwerg aus dem Hochbett. Zu meiner großen Freude hat Sohn 1 einen Luftballon neben der letzten Stufe platziert. Auf diesen steige ich nun barfuß und im Halbdelirium. Es macht einen eindrucksvollen Knall. Der Mann an meiner Seite steht plötzlich senkrecht im Bett und brüllt meinen Namen - er denkt, ich hätte mich verletzt. Sohn 1 steht ebenfalls im Bett und brüllt aus Leibeskräften, allerdings weil der elende Luftballon hin ist. Nur ich bleibe - wie sich alle vorstellen können - yogisch in mir ruhend und gelassen, NOT.
Weil das Adrenalin uns so schön geflutet hat, denken sich die Söhnchen: "Na, wenn wir schon mal da sind, dann bleiben wir auch hier!" Und veranstalten bis 5:30 eine Schlafzimmerparty, die sich in ihren Showeinlagen leider auf Geraunze, Gesuder und Gequengel beschränkt, mit dem wir jedoch ausschließlich pädagogisch wertvoll umzugehen wissen, NOT.
Entsprechend frisch und rosig sehen wir heute aus. Zum Anbeißen! Ich reiße mich zusammen, binde mir den Babysohn um und versuche, eine Diplomarbeit zu lektorieren, während Sohn 1 vom Vater in den Kindergarten gebracht wird. Das Baby fuchtelt wild im Tragetuch, ich marschiere die Zettel vor mir hertragend durchs Wohnzimmer und versuche zu lesen und zu kommentieren. Scheitert kläglich, weil ich a.) vor Schlafmangel den Textinhalt nicht verstehe und mir b.) der Babysohn in den Ausschnitt kotzt.
Hurra, können wir bitte noch mindestens zehn bekommen?