
der Fitnessjünger

Meine Schwester und ich hocken gut eingepackt mit den Söhnchen im Pezzlpark. Sohn 1 spielt in der Sandkiste, Sohn 2 pennt im Tragetuch, meine Schwester und ich konzentrieren uns darauf, uns die Sonne aufs Hirn scheinen zu lassen, alles ist ganz hervorragend.
Auf dem Platz neben den Parkbänken sportelt ein Fitnessjünger um sein Leben. Eine Runde Knie zum Bauch anhocken, eine Runde die Fersen auf den Hintern klopfen und wieder von vorn. Als wir nach zehn Minuten wieder mal rüberschaun, befindet er sich in der abartigsten Grätsche und versucht, sich live einen Bänderriss angedeihen zu lassen. Weitere fünf Minuten später erklimmt er tatsächlich (kein Scherz!!) die Plattform des Klettergerüsts und wirft sich dort schmerzverzerrten Gesichtes in einen Spagat. "Wahrlich, ich sage euch! Auch ihr sollt eines Blickes auf meinen formvollendeten Hintern habhaft werden!" raune ich meiner Schwester in Ohr.
So ein Tamtam würde ich ja niemals veranstalten, jetzt natürlich einmal abgesehen von meinen ersten Yogakursen in Rishikesh. 20-jährig und noch sehr frisch im Yogarausch traf ich im Omkarananda Ganga Sadhan ein und erblickte ein Grüppchen von Schülern, die sich 'aufwärmten'. Flugs bog ich mich unaufgewärmt ins Kapotasana, man will ja einen guten Ersteindruck hinterlassen. Man will schließlich gleich mal vorab klären, wer hier im Erleuchtungscamp auf welcher Stufe steht. Nicht dass es um Leistung ginge, aber.
Eventuell sollte ich langsam aufhören, meine Yogaanfänge derartig auf die Schaufel zu nehmen. Wer weiß? Womöglich laufen mir bald sämtliche SchülerInnen davon? Naja. Ehrlichkeit siegt hoffentlich.
Für mich ist's so ein Wunder, wie ich Yoga jetzt erlebe im Vergleich zu damals. Für mich ist Yoga Poesie. Es zählt zum Schönsten, das ich je erlebt habe und ich möchte bald mehr davon erzählen. Doch nicht jetzt, denn der Babysohn hat meinen linken Arm schlafenderweise okkupiert, weswegen ich einhändig tippe. Mir gehts übrigens schon besser, danke der vielen Nachfragen!