C. und ihre Kinder | Eva Karel | Brutstätte für Yoga, Text & Bild

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C. und ihre Kinder

05. April 2013
C. und ihre Kinder

Wann kommt denn nun endlich dieser Frühling? So immer mit Haube wirds ja langsam fad.

Heute Vormittag: "Mama, wer ist diese Frau?" erkundigt ich Sohn 1, den Blick gebannt auf die knapp Vierjährige vor ihm gerichtet. Diese begutachtet gleichsam verzückt wie erstaunt mit aufgerissenen Augen mein Söhnchen. Ich stelle höflich vor, sie hopsen zufrieden von dannen.

Fünf Minis hüpfen auf fünf Hüpfpferden durch die Küche, der greise Hund spaziert gänzlich unbeeindruckt durch die Herde, weicht routiniert seinen Weg kreuzenden Hüpfpferden aus und fungiert nebenbei als Staubsauer, indem er sämtliche herunterfallenden Jausenreste mit einem Haps verschwinden lässt.

Ich setze mich mit dem Babysohn und einem Häferl Kaffee auf C.'s Küchenbank und beobachte. Die wunderbare C. betreut vormittags ca. fünf Zwerge im Alter von 1 bis 4. Da ich zuweilen ja schon mit ein bis zwei Kindern schwitze wie im Dampfbad, trieft mir augenblicklich die Bewunderung aus den Ohren. Ich kenne C. schon ziemlich lange, immerhin war meine Schwester damals bei ihr. Diese ältere, runde Frau mit den kurzen, grauen Haaren und dem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht ist die fleischgewordene Fürsorglichkeit. Sie liebt die Zwerge einfach und die Zwerge lieben sie. Und wie!

Drei Kinder haben parallel die Windel gesprengt und zwei andere just in diesem Moment Durst? Kein Problem für C., die in gewohnter Seelenruhe Feuchttücher und Saftbecher jongliert und im Vorbeigehen noch ein vorbeihüpfendes Kind schnäuzt. Jetzt kotzt auch noch mein Babysohn, bevor ich 'Piep' sagen kann materialisiert sie einen feuchten Fetzen, ratzfatz, Baby sauber.

Ich sitze auf der Küchenbank und sauge diese Gemütlichkeit in mich auf. Heimlich fülle ich sie in Flaschen ab, um sie später heimlich in meiner Tasche nach Hause zu schmuggeln und davon zu zehren.

Wenn ich das so sehe kommt es mir beinah lächerlich vor, welch bombig schlechtes Gewissen ich damals hatte, weil wir Sohn 1 ab einem Alter von 1 1/2 Jahren von 9-14h in eine Krippe gaben. Obwohl er immer gern hin ging! Ich sehe all die Kinder, die sich freuen, andere Kinder um sich zu haben. Ich sehe Eltern, die ihre Kinder gern wieder abholen, weil sie lange genug weg waren. Ich sehe C., wie sie ihren Job gerne macht. Und dann wirkt auf einmal alles gut. Die Stimmen in meinem Hirn halten den Mund. Man muss sein Kind nicht allein betreuen. Man sollte nicht mal.

Als wir uns nach Stunden verabschieden, ist die Vierjährige not amused. Sie möchte Sohn 1 gerne behalten und auch der Sohn wäre für diesen Plan durchwegs zu erwärmen. Sie bearbeiten mich, doch  meine diesbezügliche Verhandlungsbereitschaft hält sich in Grenzen. "Aber darf ich euch einmal besuchen, ja bitte und darf ich den dann kämmen und dann ganz lange bei euch  bleiben und darf ich dann bei euch schlafen und warum geht ihr schon?"

Das Söhnchen nickt während ihres gesamten Sermons eifrig. Ich und meine neu getankte Gemütlichkeit nicken ebenfalls, winken und machen uns auf den Heimweg. Schmuggelware inklusive.