
mitschreiben und tricksen

Wie entstehen eigentlich eure Texte, ihr Schreibenden da draußen? Meine jedenfalls so:
Ich bin eine große Trickserin vor dem Herrn. Nichts von wegen "Ich setze mich an den Schreibtisch und gieße fertige Formulierungen zu Papier". Tatsächlich kritzle ich lauter Fitzelchen, Ideen, Momentaufnahmen, Fragmente und Rohtexte in mein Notizbuch und diverse Zettelchen und übertrage erst in einem weiteren Schritt mein Gekritzel in den Computer. Heute z.B. habe ich ein paar handschriftliche Notizen auf den Einkaufszettel-Post-Its am Kühlschrank gefunden - da habe ich mir notiert, was die Söhnchen so treiben, während ich die Espressokanne befüllte. Denn ist es nicht so, dass einen ein Textprojekt so über den ganzen Tag verstreut begleitet? Dass das Unterbewusste werkt und tut und man gerade beim Kochen, beim Einschlafen oder während des Radfahrens die besten Ideen hat, einem plötzlich DIE Formulierung kommt? Wenn man eben NICHT am Schreibtisch sitzt? Genau und deshalb liegen in meinem Leben überall Zettelchen, Stifte und Notizbücher herum. Selbst mein Kalender hat eine Notizspalte. Gehen wir mal ein paar Fundorte durch. Auf dem Kühlschrank pickt ein gelbes Post-It, auf dem steht:
- Brot
- Butter
- Kürbis
- Mama, ich hab dir ins Essen geschissen. (Meldung des bald Vierjährigen Born der Freude, nachdem er versehentlich ein Stück Duplo in die Pastasauce geSCHOSSEN hatte. Sicherheitshalber notieren, das kann ich bestimmt bald brauchen!)
- Opferrolle (Idee für einen Artikel über Kommunikation auf Augenhöhe)
Auf einem Schmierzettel auf dem Esstisch finde ich folgende Notizen:
- Hoppa, hoppa Reiter, wenn er fällt, dann speibt er. (Abgelauscht, als der große den kleinen Bruder auf seinem Schoß kräftig auf und abwuchtete und ihm dabei ein fröhlich Liedchen sang. Vielleicht ein Nachtrag zum Bauchgrippe-Artikel?)
- der Mistkübel riecht, als wäre jemand drin gestorben. (Notiz für einen Antwortartikel auf des stilhäschens wunderbaren Imperfektions-Artikel, in dem ich all unsere haushaltsbedingten Unzulänglichkeiten festzuhalten gedenke.)
Ich fange die Formulierungen ein, bringe die Momente schnell zu Papier, damit sie sich nicht in den Äther davonstehlen. Und irgendwann werden eine Handvoll Artikel daraus. Aus vermeintlich unzusammenhängenden Worten. Ich mag es, dem Chaos eine Form abzuluchsen.
Wie macht ihr das so? Masterplan oder mildes Chaos?