
professionell trotz Kaffeebröseln im Ohr

Gestern manövriere ich um halb fünf Uhr früh meinen Kadaver aus dem warmen Bett, um mich zwecks Unterrichten auf den Weg nach Salzburg zu machen. Alles ist vorbereitet, nur der Kaffee fehlt noch. Ich stelle mich also auf die Zehenspitzen, um die Kaffeedose aus dem Regal zu angeln. Leider habe ich sie nicht ordentlich zugemacht und kippe mir folglich eine respektable Ladung Kaffeepulver übers Haupt. Ich fluche nur leise, um die Sprösslinge nicht aufzuwecken.
Jedenfalls unterrichte ich einen Tag lang einen Schreibworkshop am Masterlehrgang für Palliativmedizin und ich sage euch: das war höchst erfreulich. Sehr super Leute, die derartig eingestiegen sind auf die Schreibinputs, dass wir zwischendurch schallend gelacht haben. Richtig verflogen ist der produktive Tag. Während wir in eine Schreibübung vertieft sind, streiche ich mir gedankenverloren durchs Haar - auf mein Notizbuch rieseln ein paar Kaffeebrösel. Ich wische sie äußerst nebensächlich beiseite und lache NICHT, man ist schließlich ernstzunehmende Lektorin, ähem. Abends steige ich müde in den Zug zurück nach Wien, wo ich beim Zähneputzen auch noch ein paar Kaffeebrösel in meinem rechten Ohr entdecke und schleunigst die Frage verdränge, ob ich mit dunkelbraunem Dreck im Ohr einen professionellen Eindruck hinterlassen habe. Ich schnuppere an meinen schlafenden Kindern und plumpse zufrieden ins Bett.
Heute dann wieder ein Morgen wie jeder andere: Während er Vierjährige und ich Frühstück machen, räumt der 1,5-Jährige hilfreich den schmutzigen Geschirrspüler aus und trifft hernach, die pickerte Kuchenteigschüssel auf dem Kopf, sehr selbstzufrieden am Esstisch ein. Mit Kindern ist's lustig! Überhaupt sind die Söhnchen ein äußerst dankbares Publikum. Dem Kleinen reicht es, wenn ich mir den Müslilöffel auf den Kopf lege und kurz blöd dreinschaue, um einem Lachkrampf anheim zu fallen. Dem Vierjährigen reicht ein mündlich (!) produziertes Furzgeräusch, um sich quasi vor Lachen unter den Tisch zu legen.
Da soll man keine Starallüren aufreißen, bei so viel positiver Resonanz!