per Auto gen Weltfrieden | Eva Karel | Brutstätte für Yoga, Text & Bild

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per Auto gen Weltfrieden

04. Mai 2014
per Auto gen Weltfrieden

 Nachdem ich die letzten beiden Nächte schlaflos im Mal-Sog im Atelier verbracht hab, habe ich mir heute gesundheitskompatible Tugendhaftigkeit verordnet. Und komme deshalb gerade vom Laufen aus dem Wienerwald retour, ich bin höchst zufrieden mit mir.

Diese Trennungssache bringt durchaus auch Vorteile mit sich - regelmäßig kinderfreie Zeit nämlich. Und ich steh da gehörig drauf. Ich schlafe bis zwölf Uhr mittags, switche vom stingaden Gsöchten zur Läuferin und wieder retour - ohne mich mir irgendjemandem koordinieren zu müssen, es ist ein Fest.

Vorgestern der Vierjährige zum 1,5-Jährigen: "Wennst meinen Namen nicht schaffst, sagst zu mir halt auch Mama, ok?" Der Kleine beginnt nämlich zu sprechen und ich bin ihm darob letztgültig verfallen. "ESSE!" tut er mir um sechs Uhr morgens kund, bevor er - die vollgesoffene Windel in den Kniekehlen hängend - in Windeseile Richtung Küche entfläucht. Ich nenne ihn Speedy Gonzales, denn er geht nicht, er rennt. Immer. Während ich ebenso pflichtschuldig wie schlaftrunken beginne, Frühstück herzurichten, montiert er eigenhändig die Windel ab und pinkelt unter den Esstisch. Es ist 6:15, ich schaue stoisch zwischen Lackerl und Speedy Gonzales hin und her. Der Vierjährige fühlt sich wie üblich gut unterhalten von des Bruders Spampernadeln und möchte wissen, warum wir dem Kleinen kein Katzenklo installieren, das haue bei Omas Viecherln doch auch astrein hin.

Ich finde das lustig, brauch das aber wirklich nicht jeden Tag. Übrigens: Ein Hoch auf die Doppelmoral. Ich habe mir vor zwei Wochen ein Auto gekauft. Und dann ganz schlimm damit gehadert, was ich bitte für eine dahergrennte Umweltverschmutzerin bin. Was DAS jetzt bitte mit meinem ökologischen Fußabdruck aufführt. Eh. Aber: jetzt waren wir innerhalb von zwei Wochen 7x in Steinhof im Wald. Weils nicht mehr zwei verschiedene Bims, einen Bus und raunzige Kinder bei 45 Min Anreise braucht, um sich dort mit der wunderbaren V. und ihren Sprösslingen auf ein Packl zu haun, nein! Brut ins Auto, Proviant und Laufräder in den Kofferraum, Disco Parmesani aufgedreht. Zehn Minuten später überlassen wir die vier Kinder im Wald ihrem Schicksal, während wir ein bisserl für 3 Stunden in die Baumwipfel schaun und die Spannerraupen auf uns herabplumpsen lassen. Ein bisserl wickeln, ein bisserl Apfelspalten verfüttern, hie und da einen abtrünnigen 1,5-Jährigen wieder auflesen. Die Großen bauen ein Lager und lieben sich sehr. Außerdem werd ich dank des Autos keinen Anverwandten mehr in den Ohren liegen müssen, sie mögen mir doch bittää ihre fahrbaren Untersätze überlassen, damit ich Workshops unterrichten fahren kann. Kein Gwirx mehr von wegen "wo sind die Autositzerl der Kinder? Wien? Mostviertel? Im Auto eines Opas, eines der Tanten, oder doch der Oma?" Nix. Mein Auto, meine Autositzerl, meine Freiheit, mein vermurxter ökologischer Fußabruck.

Zwischenbilanz Autokauf: Ein aktiver Beitrag zum Weltfrieden. Die Welt kommt ohne meinen Grant viel besser aus.

Ich schäm mich eh brav trotzdem.