Ausmisten mit Hindernissen | Eva Karel | Brutstätte für Yoga, Text & Bild

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Ausmisten mit Hindernissen

16. Jänner 2019
Ausmisten mit Hindernissen

Prokrastinieren, also Sachen vor sich herschieben, ist ja ein Riesensch***dreck, eh kloa. Was mich nicht davon abhält, es trotzdem zu tun - Erleuchtungshabitus Fehlanzeige. Mir zum Beispiel war seit Monaten ein ultraschirches, altes, farbbekleckstes Fauteuil ein Dorn im Auge, das im Vorzimmer unseres Ateliers sein sinnloses Dasein fristete. Es stand da, verstellte breitbeinig den halben Raum und lungerte höchst unmotiviert in der Gegend herum. Am Wochenende war ich mit den Söhnchen im Atelier malen und auf einmal fuhr mir der Tatendrang ins Gebein.

"Burschen", sprach ich, "Burschen, wir schupfen das Trum auf den Mistplatz. Jetzt."

"Aber im Kofferraum ist die Hundebox, da bringen wir's nicht rein!"

"Schau ma mal, ob ma's auf der Beifahrerseite reinpferchen können."

Gesagt, Sesselhaxen abgeschraubt und getan. Na bitte, geht doch. Ein bissl nachjustieren, damit ich zumindest bis in den 3. Gang schalten kann und los geht's. Allein: Ich hatte nicht damit gerechnet, kurz darauf reversieren zu müssen. Rückwärtsgang einlegen? Not. Ist mir gleich ganz heiß geworden. Hüfeee, was machen wir jetz?!

Kräht das große Söhnchen nach vorn: "Auskuppeln, Mama, ich schieb uns raus." Und zack, hör ich schon den Gurt klicken und seine Tür öffnen, 2 Sekunden später ein siegessicheres Grinsgesicht vor der Windschutzscheibe. Wuchtet er also den Kombi retour, steigt ein, nächste Station Mistplatz. Ich komm mir gleich selber voll super vor - positive Sippenhaftung und alles. Rauschen also am Mistplatz ein, will ich das Fauteuil rausnehmen - doch das Fauteuil ist diesem Vorhaben nicht zugeneigt. Es steckt dermaßen fest und rückt - egal wie ich es drehe und wende - maximal 4 Millimeter Bewegungsspielraum heraus. Ich ruckel und reiß höchst ungeduldig herum, roter Schädel, weil dezent peinlich berührt. Irgendwann rettet mich ein anderer entsorgungswilliges Kerlchen, dreht das Trum mit einem Handgriff nach schräg links, fädelt es mir-nix-dir-nix aus und schupft's mir gleich auch noch in den Container. Haben wir das Ding also doch noch in die Knie gezwungen und ich hab vor lauter Triumph gleich noch unsere ganze Wohnung auf den Kopf gestellt, durchsortiert und ausgemistet und bin nun ein sehr zufriedenes Vögelchen, tschilptschilp.

Jedenfalls haben wir jetzt ein schönes Atelier-Vorzimmer, inklusive Discokugel, Lichterkette und Flohmarkt-Teppich, den meine Kollegin mit folgendem Clip kommentiert hat. Immer gemütlicher wird's. Immer heimeliger. Und wenn man sich einen Ruck gibt, den Schweinehund in den Hintern tritt und schirche Fauteuils endlich entsorgt, passieren gute Sachen, auch wenn der Weg zwischendurch dezent holpert.

Wiederschaun!