
Gemütlichkeit ist ein Akt der Rebellion.

Sitz ich unlängst unter Carmens Fittichen und lass mir von ihren versierten Händen die Mähne stutzen. Reden wir so drüber, wie sehr uns die ganze Verzweckung, das Tempo und das Gleichzeitige am Nerv gehen und sie meint:
Schlafen ist ja mittlerweile ein Akt der Rebellion.
Na bumm. Well said, my red haired friend, well said. Sie erzählt mir von ein paar Künstler*innen, die sich in ihren Werken dem Thema Schlaf widmen und auf ihren Vernissagen öffentlich schlafen. Mir brennen fast die Sicherungen vor Begeisterungen durch, oder wie Lena sagen würde: Gleich werd ich euphorie-inkontinent, heast.
Ich überleg mir ernsthaft, unsere Grätzloase vorm Atelier Brutstätte (in dem ich mit Nadine Kappacher und Lena Raubaum gemeinsam als Künstlerinnentrio "Neigungsgruppe Schabernack" mein Unwesen treibe) in ein riesiges Bett umzugestalten, auf dem wir uns vormittags einringeln und ein Schild aufstellen mit der Aufschrift: "Psst! Wir arbeiten!"
Ob, wann und wie auch immer wir das in die Wege leiten werden, sei dahingestellt, aber schreiben wir uns doch kollektiv hinter die Ohrwascheln: In Zeiten wie diesen ist Gemütlichkeit ein Akt der Rebellion. - Weswegen ich heut gleich mit der Lena am Yppenplatz frühstücken gegangen bin, glänzende Herbstsonne inklusive, statt der Produktivität hinterm Laptop zu frönen. Sitzen wir also im Gastgarten im C.I., spaziert der Florian Klenk vorbei und uns fetzt's die Sicherungen, als wären wir 16 und auf einem Backstreetboyskonzert. Wir gackern und kreischen ein bissl und bekunden uns gegenseitig, wie super wir seine Arbeit finden, aber fesch ist er fix auch. Die Lena beißt sich ein bissl in ihren Prachthintern, weil ich den besseren Platz hab, sprich mir nicht den Hals verrenken muss, um ihn im Gastgarten nebenan zu beäugen.
Schlussendlich schreiben wir ihm einen Zettel: "Lieber Herr Klenk. Danke für Ihre wunderbare Arbeit. Wir loben und preisen Sie ewiglich. Liebe Grüße, Ihre Groupies.", den wir ihm verschwörerisch zustecken, ehe wir von dannen ziehen. Richtung Atelier Brutstätte. Nadine hat ein Fenster offen, Lena schleicht sich an und bestellt ohne mit der Wimper zu zucken beim Fenster rein: "Einen Cheeseburger, mittlere Pommes und ein Cola, bitte. Aso scheiße, die is grad nicht im Kabinett.". Ich LIEBE die Neigungsgruppe Schabernack.
Ich für meinen Teil verplempere jetzt ganz bewusst ein bissl meine Zeit. Auf Optimierung wird gepfiffen. Schöne Dinge passieren, weil zwischendurch a Ruah is. Das stimmt wirklich - seit ich meine Büro- und Unterrichtszeiten verkürzt habe und stattdessen dauernd mit meinem Hund im Wald bin, sprudeln wieder schöne Formulierungen aus mir heraus. Auf einmal füllen sich meine Notizblöcke wieder mit Notizen, die ich keinesfalls vergessen möchte, weil ich sie so gern in meine Texte einbauen möcht. Und das fühlt sich so schön an. Wenn ich es mir nicht abringe, es nicht aus mir herauspresse, sondern ein bissl warten kann, bis etwas fertig ausgebrütet ist
Schönen Herbst.
(und Falter lesen nicht vergessen. Klimavolksbegehren unterschreiben. Wählen gehen.)